20110418

"Mohn, pralle Form des Sommers", rief er, "Nabelhafter: Gruppierend Bauchiges. Dynamit des Dualismus: Hier steht der Farbenblinde, die Röte-Nacht. Ha, wie Du hinklirrst! Ins Feld gestürzt, Du Ausgezackter, Reiz-Felsen, ins Kraut geschwemmt, - und alle süßen Mittage, da mein Auge auf Dir schlief letzte stille Schlafe, treue Stunden - - An Deiner Narbe Blauschatten, an Deine Flatterglut gelehnt, gewärmt, getröstet, hingesunken an Deine Feuer: angeblüht!: nun dieser Mann -: auch Du! Auch Du! - - An meinen Randen spielend, in Sommersweite, all mein Gegenglück - und nun: wo bin ich nicht?"

...

Anfang und Ende, aber ich geschehe. Ich lebe auf dieser Insel und denke Zimtwälder. In mir durchwächst sich Wirkliches und Traum. Was blüht der Mohn, wenn er sich entrötet; der Knabe spricht, aber der psychische Komplex ist vorhanden, auch ohne ihn. -


aus: G. Benn - Die Insel